Geschichte

Jiu Jitsu – Geschichte

 

Hiermit möchte der Verein einen kurzen – keinen auf Vollständigkeit Anspruch erhebenden – Überblick auf die Entwicklung des Jiu Jitsu geben.

Die genaue Entstehung verbirgt sich irgendwo in „grauer“ Vorzeit.

Da der Mensch schon seit jeher um sein Überleben kämpfen musste, lassen sich je nach Betrachtungsweise bestimmte Griffe bis in die Frühzeit des Menschen zurückverfolgen.

Die „Wiege“ der Kampfkunst stand aber mit großer Wahrscheinlichkeit in Indien (4.-1. Jh.v.Chr.) und erfolgte in offenen und geschlossenen Schulen. Sie soll auf eine besondere Massagekunst der Inder zurückgehen, die schon damals über 100 schmerzempfindliche Stellen am Körper kannten.

Von dort gelangte sie auch nach China. Es wird erzählt, dass ein kleiner Chinesenjunge (Li Tei Feng) bei einem großen Sturm beobachtete, wie große Bäume entwurzelt und abgeknickt wurden – ein kleines Bäumchen aber seine Zweige bis zur Erde bog und sich danach wieder aufrichtete. Der Schauplatz wird in China heute noch als Geburtsstätte des Prinzips „Siegen durch Nachgeben“ angesehen.

Eine andere Legende berichtet von einem Kirschbaum und einer Weide im Winter. Die Äste der Kirsche brachen unter der Last während der Schnee von der biegsamen Weide abrutschte. Auch hier findet sich das Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ wieder.

Etwa um 650 n. Chr. soll ein in Edo (Tokio) lebender Chinese – Tsin Gembin – einen Samurai erstmals in die Kunst des Jiu Jitsu eingeweiht haben. Die Samurai kämpften zwar ehrenhaft mit Schwert, Bogen und Lanze, mussten sich aber dennoch bei Verlust ihrer Hauptwaffe zu verteidigen wissen. In den ca. 1000 Jahren ihres Bestehens brachten es die Samurai zu wahrer Meisterschaft in der Verteidigung / Selbstverteidigung.

Mit der Öffnung Japans gen Wersten und der Abschaffung der Samurai endete 1867 das Shogunat. In einer letzten Schlacht standen sich 1877 ca. 25000 Samurai und ca. 40000 Regierungssoldaten gegenüber. Er endete mit einer Niederlage der Samurai. Sie durften keine Schwerter mehr tragen und vielen wurde der Zopf abgeschnitten, um sie zu „entehren“.

Da sie nichts weiter „gelernt“ hatten als zu kämpfen, eröffneten viele eigene Schulen und unterrichteten in der Verteidigung und Körperertüchtigung.

In dieser Zeit war ein deutscher Arzt – Dr. Erwin von Bälz – an der Universität von Tokio. Dieser traf dort mit Jigoro Kano zusammen und macht ihn auf das alte Jiu Jitsu aufmerksam.

Kano lernte bei vielen Meistern und Großmeistern und war schon bald besser als diese. Er erkannte, dass es kein „ultimatives“ Jiu Jitsu nur von einem Meister gab, sondern bündelte die besten Techniken.

Während seines Studiums des Jiu stellte er fest, dass das Jiu weder schön noch elegant ist und „entfernte“ die verletzenden Griffe und Schläge. Er entwickelte das Judo als Wettkampfsport.

1905 kehrt Dr. E. Bälzen nach Deutschland zurück und wirbt für das Jiu Jitsu und Judo.

Etwa in dieser Zeit hat Erich Rahn – Sohn eines Berliner Kaufmanns – durch die Handelsbeziehungen seines Vaters  Kontakt mit Japanern und lernt von diesen Jiu Jitsu.

Er wird Schüler vom Jiu Jitsu Meister Katsukuma Higashi und eröffnet im Alter von 21 Jahren in einem Hinterzimmer einer Kneipe die erste Jiu Jitsu Schule in Berlin (1906).

Durch Vorführungen und Kämpfe wird die Polizei auf Rahn aufmerksam und am 30.6.1910 führt Rahn im Polizeipräsidium das Jiu Jitsu vor. Er kämpfte ungeschlagen bis 1925 (bis zum Alter von 40 Jahren) in Zirkus und Varietés und nahm Herausforderungen von Jedermann an.

1922 fand in Schöneberg die erste deutsche Jiu Jitsu Meisterschaft statt.

In dieser Zeit fanden dann auch die ersten Vereinsgründungen statt. Viele folgende Meister und Großmeister gingen durch die Schule von Erich Rahn.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Judo und Jiu Jitsu von den Alliierten in Deutschland verboten.

Erst ca. 1950 durfte wieder mit dem Training begonnen werden und Rahn eröffnete wieder seine Schule in Schöneberg.

1952 wurde in Stuttgart das Deutsche Dan-Kollegium (DDK) gegründet.

Im Januar 1975 wurde der Deutsche Jiu Jitsu Bund e. V. (DJJB) als Dachorganisation für alle Landesverbände und ihre Vereine und Schulen in Deutschland gegründet.

Noch bis in die 1970er Jahre war die Jiu Jitsu- Selbstverteidigung im Prüfungsprogramm des DJB verankert.

Durch Mitglieder der Arbeitsgruppe „Jiu Jitsu im DJB“ wurde 1982 in Schleswig-Holstein die Deutsche Jiu Jitsu Union (DJJU) gegründet. Die DJJU ist mit 11 Landesverbänden ein großer Fachverband für das Jiu.

Das Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführte Jiu-Jitsu und insbesondere die fast nur auf Wettkampfsport ausgelegten Kampfsportarten Judo und Karate waren in den 60er Jahren für die Selbstverteidigung nicht mehr zeitgemäß. Es war dringend erforderlich, etwas Neues, vor allem aber Wirkungsvolleres zu schaffen. Hochgraduierte Dan-Träger erhielten den Auftrag, eine moderne und effektive Selbstverteidigung zu erarbeiten. Federführend dabei waren Franz Josef Gresch und Werner Heim. Sie stellten aus den verschiedensten Budo- Systemen die wirkungsvollsten Techniken zu einem neuen System zusammen, das den Namen Ju- Jutsu erhielt.

1969 wurde das neue Ju- Jutsu dann in Deutschland eingeführt. Es geht nicht mehr vom Angriff aus, sondern primär von den Verteidigungstechniken. Alle Verteidigungstechniken sind gegen mehrere Angriffsarten anwendbar. Im Ju- Jutsu sind altbewährte Erkenntnisse vieler Kampfsportarten, aber auch neue Erkenntnisse, unter dem Grundsatz „aus der Praxis für die Praxis“ zu einer modernen und sehr effektiven Selbstverteidigung zusammengeführt worden. Weil auch die Sicherheitsbehörden erkannt hatten, dass Ju- Jutsu sehr praxisnah und wirkungsvoll war, wurde es bei der Polizei der Länder und des Bundes dienstliches Ausbildungsfach.

Um die Ziele des JJ besser vertreten zu können gründete sich 1990 der Deutschen Ju- Jutsu Verband (DJJV).

Die Kenntnisse von verschiedenen Zweikampfsystemen haben sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. Unter der Leitung von Bernd Hillebrand hat eine Kommission im Jahr 2000 eine Überarbeitung des Ju- Jutsu eingeführt. Nach der Prämisse: „Immer das Beste aus den bekannten Kampfsystemen zu adaptieren“ kamen nun auch Einflüsse aus nicht-japanischen Kampfsportarten zum Ju- Jutsu hinzu und wurden in ein methodisch strukturiertes System angepasst.

Im Jahre 2005 vereinigte der DJJV durch den Zusammenschluss von Ju- Jutsu und Jiu-Jitsu die moderne und traditionelle Selbstverteidigung in einem Verband.

Im Judoverein „Kuzushi“e.V. besteht die Sektion Jiu Jitsu seit 1999 und seit 2007 sind wir Mitglied im Brandenburgischem Ju Jutsu Verband – BJJV.